Der Klimawandel ist eine umfassende Thematik, mit der sich auch alle relevanten Akteure im Tief- und Rohrleitungsbau auseinandersetzen müssen. Aber wie stellen sich Versorger und Netzbetreiber auf klimatische Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Leitungsinfrastruktur ein? Um dieser Frage nachzugehen, beschäftigt sich das 33. Oldenburger Rohrleitungsforum, das am 14. und 15. Februar 2019 an der Jade Hochschule in Oldenburg stattfindet, unter dem Leitthema „Rohrleitungen – Transportmedium für Trinkwasser und Abwasser“ mit Klimaanpassungsstrategien vor dem Hintergrund der Wetterentwicklung in Mitteleuropa und in Deutschland im Jahr 2018.
Wenn im Februar die Beteiligten des Tief- und Rohrleitungsbaus wieder nach Oldenburg strömen, liegt der Jahrhundertsommer 2018 schon gut ein halbes Jahr zurück. Der Mix aus gefühlten fünf Monaten Dauersommer und punktuell auftretenden sintflutartigen Regenfällen ist für Mensch und Natur eine ernstzunehmende Herausforderung. Um eine weitere Erderwärmung als Ursache solcher Wetterextreme zu begrenzen, setzt sich die Bundesregierung auf internationaler Ebene für anspruchsvolle Klimaschutzziele ein. Und das ist auch dringend erforderlich, wie der am 8. Oktober 2018 veröffentlichte Zwischenbericht des Intergovernmental Panel On Climate Change (IPCC) deutlich vor Augen führt. Entgegen des bis dato verfolgten Ziels, die Erderwärmung auf 2 °C zu beschränken, geht der nun vorgelegte Zwischenbericht davon aus, dass es nur bei einer Beschränkung der Erderwärmung um 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau möglich sein wird, Menschen vor Extremwetterlagen wie Sturmund Wasserkatastrophen sowie Dürre- und Trockenheitsszenarien zu schützen.
Netzbetreiber vor großen Aufgaben
Die zunehmend auftretenden Dürren mit verheerenden Folgen für die deutsche Landwirtschaft und die Überflutung ganzer Ortschaften aufgrund überlasteter Kanalisationssysteme sind aktuelle Szenarien, denen man sich an der Jade Hochschule mit besonderer Aufmerksamkeit widmet. Denn solche Extremwetterlagen stellen nicht zuletzt auch Versorger und Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Auch leitungsgebundene Infrastrukturen und kommunale Entwässerungssysteme müssen wassersensibel angepasst und konstruktiv auf den Wechsel zwischen lange anhaltenden Trockenperioden und punktuell auftretenden Starkregenereignissen eingestellt werden. Doch wie stellen sich Versorger und Netzbetreiber auf diese Veränderungen ein, wie reagieren sie auf Auswirkungen, die bereits nicht mehr vermeidbar sind? Das Leitthema des 33. Oldenburger Rohrleitungsforums greift diese Fragestellungen gezielt auf. Viele der Referate auf der zweitägigen Forumsveranstaltung mit begleitender Fachausstellung handeln von Trinkwasser und Abwasser bzw. den entsprechenden Netzen. Davon unabhängig finden in zahlreichen Vorträgen andere spannende und aktuelle Themen aus der Rohrleitungswelt Eingang in die Programmvielfalt des Oldenburger Rohrleitungsforums – ebenso wie die „Diskussion im Café“ und der „Ollnburger Gröönkohlabend“ in der Weser-Ems-Halle, der den ersten Veranstaltungstag traditionsgemäß beschließt.
Schwerpunkt Wasser
Der Auftakt der Veranstaltung findet wieder im Sitzungssaal des ehemaligen Oldenburger Landtagsgebäudes statt. In der Auseinandersetzung mit Themen wie „+ 2°: dann leidet auch die Trinkwasserinfrastruktur!“ und „ Wasserversorgung in Zeiten extremer Wetterereignisse – Erkenntnisse aus dem Jahrhundertsommer 2018“ legen die Einführungsvorträge die Basis für die Programmvielfalt der beiden folgenden Veranstaltungstage, bei der ein Schwerpunkt auf dem Bereich Wasser liegen wird. „Das Leitthema ,Rohrleitungen – Transportmedium für Trinkwasser und Abwasserʻ, ist durch die Wetterentwicklung in Mitteleuropa und in Deutschland im Jahr 2018 besonders aktuell geworden“, so Prof. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V., Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule. „Der sehr lange und warme Sommer führte jedenfalls in einigen Gebieten zu erheblichen Ernteeinbußen in der Landwirtschaft, mancherorts gab es auch Beeinflussungen der Trinkwasserversorgung.“
Wassersensible Städte
Das andere Extrem stellen die Starkregenereignisse dar, mit der auch Menschen in vielen Regionen Deutschlands zunehmend konfrontiert werden. Vielfach führen solche Extremwetterlagen zu temporären Überflutungen ganzer Stadtteile und zeigen dabei in unregelmäßigen Abständen immer wieder die funktionalen Grenzen der bestehenden städtischen Infrastruktur auf. So ist beispielsweise das Entwässerungskanalnetz einer Stadt in der Regel nicht auf derartige Abflussmengen ausgelegt, mit der Folge, dass mit Erreichen der Kapazität der Pegel des Wassers das Straßenniveau übersteigt. Bauliche Veränderungen des Kanalquerschnittes können hier zwar eine Möglichkeit zur Abhilfe sein, allerdings lassen sich derartig umfassende Maßnahmen volkswirtschaftlich kaum darstellen. Es gilt also, weitere Möglichkeiten auszuloten, wie die Städte zunehmend resilienter gegenüber Extremwetterereignissen werden können.
Fünf Handlungsstränge
Wie gewohnt werden die Tagungsteilnehmer in Form von fünf thematischen Strängen durch das Forum begleitet. Neben der Vorstellung von „CATCH“, einem Pilotprojekt in sieben europäischen Städten, bei dem beispielhafte Klimaanpassungsmaßnahmen entwickelt und in Entscheidungsunterstützungssysteme und Handlungsempfehlungen integriert werden, beschäftigen sich die Vorträge in Strang 1 u. a. mit Krisenmanagement, Planung, Bau und Betrieb von Netzen. Darüber hinaus geht es im Vortragsblock „Biologische Trinkwasserqualität“ um das neue DVGW-Arbeitsblatt W 271 und revolutionäre Entwicklungen in der Rohrnetzpflege.
Die zweite Vortragsreihe ist traditionell den Werkstoffen vorbehalten: Die verschiedenen Hersteller nutzen die Gelegenheit, neue Entwicklungen rund um leistungsfähige Rohrleitungssysteme aus Beton, Guss, Kunststoff, Stahl sowie Steinzeug vorzustellen. Beim dritten Vortragsstrang geht es u. a. ums Gas. Mit „Nord Stream 2“ steht die Vorstellung eines Super-Projektes auf dem Programm, bei dem es um die Installation einer Offshore Pipeline in der Ostsee geht. „Mit Referaten aus dem Fachgebiet des kathodischen Korrosionsschutzes, dem neuen Bauvertragsrecht sowie über internationale und nationale Leitungssanierungsprojekte haben es weitere aktuelle Themen auf einen Platz zur besten Sendezeit geschafft“, merkt Prof. Wegener an. Kontrovers diskutiert wird wie immer im Rahmen der „Diskussion im Café“, die sich in diesem Jahr mit der Fragestellung, was passiert „Wenn das Erdgas aus NL zur Neige geht …“, ebenfalls dem Thema Gas widmet. Grabenlose Verlegetechniken stehen ebenso im Fokus der vierten Vortragsreihe wie Synergien bei Zertifikaten für den Leitungsbau. Der fünfte und letzte Vortragsstrang führt mit Beiträgen über Building Information Modeling (BIM), moderne Betriebsführung, Assetmanagement oder Cybersicherheit den digitalen rote Faden der letzten Foren weiter fort.
Am Freitagmittag schließt das Forum mit langjährigen Klassikern wie Fernwärme und Schweißtechnik. Der forumsbegleitende Ausstellungsbereich ist zwar bereits komplett ausgebucht, Anmeldungen zur Teilnahme am Forum und am Grünkohlabend sind jedoch aktuell noch möglich.
Kontakt
Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro)
Ina Kleist
Ofener Str. 18
26121 Oldenburg
Tel.: 0441 361039-0
kleist@iro-online.de
www.iro-online.de