Fachbeiträge der bbr-Ausgabe 3-2022:
Plattform Grüne Fernwärme – Wärmewende aktiv mitgestalten und in die Umsetzung bringen
Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung lässt die Fernwärmebranche hoffen, endlich mehr Planungs- und Investitionssicherheit beim Aus- und Umbau wichtiger Wärmeinfrastruktur in Deutschland zu erhalten. Das Anfang Januar veröffentlichte Klimaschutz-Sofortprogramm ist aus Sicht der Branche umso erfreulicher, denn einige bisherige Hemmnisse der Wärmewende werden endlich angepackt. Neben der Optimierung der Förderbedingungen und einer angekündigten Erhöhung der Mittelausstattung im lange erwarteten Bundesförderprogramm energieeffiziente Wärmenetze (BEW), soll auch die kommunale Wärmeplanung – kWP, deutschlandweit etabliert werden. Wärmenetze würden hierdurch wesentlich stärker in den Fokus der Kommunen rücken.
Autoren: Harald Rapp, Georg Bosak (AGFW – Projektgesellschaft für Rationalisierung, Information und Standardisierung mbH)
Kreislaufwirtschaft für die Fernwärme durch eine nachhaltige Dämmung
Fernwärme und Fernkälte können zur Dekarbonisierung des Wärmesektors beitragen, da sie die Einbeziehung erneuerbarer Wärmequellen und Abwärme ermöglichen. Aber kohlenstoffneutrale Energiequellen reichen noch nicht aus, um eine nachhaltige Energieinfrastruktur im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Technologien werden zunehmend auf ihren Rohstoffverbrauch, ihre Toxizität und ihre Wiederverwertbarkeit hin untersucht, wobei im Bausektor bisher eine Weiterentwicklung hauptsächlich im Bereich der Gebäude zu beobachten ist, wo es möglich ist, auf umfangreiche Datenbaken der eingesetzten Materialien zurückzugreifen. Im Infrastrukturbereich sind viele Informationen teilweise nicht vorhanden und Zusammenhänge müssen erst noch erforscht werden. Vor dem Hintergrund der Transformationsnotwendigkeit der Energieinfrastruktur im Rahmen der Energiewende, sollten Veränderungen so konzipiert werden, dass schon jetzt die Belange der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden und neben dem Rohstoffverbrauch auch die Toxizität und die Wiederverwertbarkeit sowie andere Indikatoren untersucht und berücksichtigt werden. Ein Ansatz aus dem Bereich des Fernwärmeleitungsbaus wird nachfolgend diskutiert.
Autoren: Lucía Doyle Gutiérrez, Prof. Dr. Ingo Weidlich (HafenCity University Hamburg)
Praxisnahe Fernwärmeforschung im Quartiersmaßstab – Versuchs- und Experimentiereinrichtung District LAB
Mit der Novellierung des Klimaschutzgesetzes hat sich die Bundesregierung zur Klimaneutralität bis 2045 verpflichtet. Insbesondere der Gebäudewärmesektor nimmt derzeit einen Anteil von rund einem Drittel für die Raumheizung und Warmwasserbereitung am Endenergieverbrauch ein. Doch gerade dieser Sektor stellt aufgrund seiner Größe und der Langlebigkeit seiner Infrastrukturen eine zentrale Herausforderung und einen entscheidenden Hebel bei der Umsetzung der Energiewende dar. Die erfolgreiche Dekarbonisierung des Gebäudesektors hängt von Effizienzmaßnahmen sowie der Integration von erneuerbaren Energien (EE) und Abwärmequellen ab.
Autoren: Dr. Anna Marie Kallert, Dennis Lottis (Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE)
Praxisbericht einer Fernwärmenetzverlegung in einem Neubaugebiet in Dissen
Als derzeit drittstärkster Energieträger in der Beheizung des Wohnungsneubaus in Deutschland im Jahr 2021 spielt die Fernwärme mit 22 % aller zum Bau genehmigten Wohnungen eine ganz wesentliche Rolle in der Wärmeversorgung der Haushalte. Dieser Aufwärtstrend bestätigt sich auch in Hinblick auf die Entwicklung der Fernwärme seit dem Jahre 2000. In den vergangenen 22 Jahren hat sich der Anteil der Fernwärme von 7 auf 24,4 % um das 3,5-fache erhöht und liegt mit dieser Entwicklung nur hinter den Elektro-Wärmepumpen. Teil dieser Erfolgsgeschichte ist auch die Neuverlegung eines Nahwärmenetzes in Dissen, welche der folgende Beitrag veranschaulicht.
Autor: Mario Steingröver (Josef Beermann GmbH & Co. KG)
Pufferspeicher für flüssiges Gold
Der Nachholbedarf auf dem Wärmemarkt gefährdet den Erfolg der Energiewende, falls sich nichts ändert. Doch die CO2-Bepreisung zeigt Wirkung. Die Diskussion um den richtigen Brennstoff ist in vollem Gange. Dabei gibt es auch Lösungen, die ganz ohne Brennstoff auskommen. Beispielhaft dafür beschreibt der nachfolgende Beitrag ein Projekt im baden-württembergischen Schallstadt, wo das energetische Potenzial von Abwasser genutzt wird, um ein Neubaugebiet über ein kaltes Nahwärmenetz zu versorgen.
Autor: Klaus W. König (Sachverständigen- und Fachpressebüro)
Anforderungen der ASR A5.2 und der RSA beim Bau von Leitungen im Grenzbereich zu Verkehrswegen
Leitungsbauarbeiten im Grenzbereich zu Verkehrswegen können die Verkehrssicherheit gefährden und sind dabei oftmals auch mit besonderen Risiken für die Mitarbeiter vor Ort verbunden. Bereits bei der Planung einer Leitungsbaumaßnahme hat deshalb eine Gesamtbetrachtung der möglichen Gefährdungen sowie eine Abwägung der Interessen der Verkehrssicherheit und des Arbeitsschutzes zu erfolgen. Dabei gilt es grundsätzlich, zwei verschiedene Regelwerke zu berücksichtigen. Während die „Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen“ (RSA) die verkehrsrechtliche Sicherung und die Verkehrslenkung an Arbeitsstellen im Straßenraum regeln, konkretisieren die „Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege auf Baustellen im Grenzbereich zum Straßenverkehr“ (ASR A5.2), wie ein verantwortungsvoller Arbeitsschutz auf der Baustelle durch definierte Sicherheitsabstände im Straßenraum erreicht werden kann.
Autor: Lukas Romanowski (Rohrleitungsbauverband e. V.)
Anspruchsvolle Brunnenbauarbeiten bei der Unterquerung des Main-Donau-Kanals in Nürnberg für den Neubau einer U-Bahn
Für die Main-Donau-Kanal-Unterquerung der U-Bahn-Linie U3 Südwest BA 2.2 wird eine geschlossene Wasserhaltung mit vier Stück Tiefbrunnen mit Enddurchmesser 800 mm zur Verringerung der Nachbruchgefahr im Tunnelvortrieb durch den vorhandenen Wasserdruck geplant. Östlich und westlich des Kanals wurden jeweils zwei Brunnen mit 40 bis 60 m Tiefe zur Grundwasserabsenkung hergestellt. Für den sicheren Betrieb der geschlossenen Wasserhaltung wurde ein entsprechendes Konzept aufgestellt.
Autor: Henning Thormann (WhC Wasserhaltung Consult GmbH)
GT-Nom: Tool zur Implementierung von oberflächennaher Geothermie bei Einfamilienhäusern
Die Möglichkeit, mit regenerativen Energien zu heizen, gewinnt immer mehr an Bedeutung, so auch im Bereich der Einfamilienhäuser. Insbesondere der Austausch von bestehenden Ölheizungen lässt viele Hausbesitzer darüber nachdenken, wie sie ihr Heizungssystem und dabei die Wärmequelle zukunftsfähig umrüsten. Auch die Förderung neuer Heizsysteme im Bestandsbau über die Einzelmaßnahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist ein Anreiz, jetzt auf regenerative Energien umzustellen. Dabei ist der Wärmepumpe eine zentrale Rolle bei der Wärmeversorgung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zuzuordnen, wobei die Nutzung von Erdwärme die effizienteste Wärmequelle darstellt.
Autoren: Nadine Pohl, Tom Reinhardt (geoENERGIE Konzept GmbH)