Planung und Bau von Erdwärmesonden sollen zukünftig in der DIN-Norm DIN EN 17522 geregelt werden. (c) Rumohr
26. Juni 2020

Entwurf der DIN EN 17522 „Planung und Bau von Erdwärmesonden“ zur öffentlichen Prüfung und Kommentierung vorgelegt

Im April 2016 reichte die französische Normungsorganisation AFNOR einen Antrag auf Normung von Bohrungen zur geothermischen Nutzung und zur Wassergewinnung bei der europäischen Normungsorganisation CEN ein. Der Antrag für das als CEN/TC 451 bezeichnete Normungsvorhaben wurde im Juli 2016 angenommen. Anfang 2017 wurde die Entscheidung zur Erarbeitung getrennter Normen für die Bereiche Brunnenbau und Erdwärmesonden getroffen und im Laufe des gleichen Jahres die Arbeiten für den Bereich Erdwärmesonden durch die Working Group 2 (WG2) aufgenommen. Die konstituierende Sitzung des deutschen Spiegelgremiums der WG2 fand im Juni 2017 statt. Rund drei Jahre später legt der DIN-Normenausschuss Wasserwesen (NAW) das erste Ergebnis der Normungsarbeit mit dem Entwurf der DIN EN 17522 „Planung und Bau von Erdwärmesonden“ mit dem Erscheinungsdatum 22. Mai 2020 vor.

 

Der Entwurf kann zum Preis von 130,10 Euro über den Beuth-Verlag bezogen werden und umfasst neben der deutschen Version auch das englischsprachige Original. Er ist in zwölf Kapitel unterteilt, umfasst drei Anhänge und ein Quellenverzeichnis. Die deutschsprachige Version des Entwurfs umfasst 58 Seiten. Die CEN-Mitglieder müssen Europäische Normen (EN) unverändert in ihr nationales Normenwerk übernehmen und entgegenstehende nationale Normen zurückziehen, damit Doppelregulierungen verhindert werden. Dies verdeutlicht, wie wichtig die Arbeit des DIN-Normenausschuss ist. Aber auch die interessierte Öffentlichkeit kann sich inhaltlich in diese wichtige Norm einbringen.

 

Die Öffentlichkeit, gleich ob Planer, Bohrunternehmen, Wissenschaft oder Behörde, hat nun bis zum 22. Juli 2020 die Möglichkeit, den Entwurf zu prüfen und zu kommentieren.

 

Möglichkeit der kostenfreien Teilnahme am Einspruchsverfahren

Der Entwurf kann neben der kostenpflichtigen Version im Norm- Entwurfs-Portal des DIN auch kostenfrei eingesehen werden. Ein Download oder Ausdruck ist bei dieser Vorgehensweise allerdings nicht möglich und es können jeweils nur einzelne Abschnitte eingesehen werden.

Möchte man den im Norm-Entwurfs-Portal bereitgestellten Entwurf als Einsprecher kommentieren, sieht das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) folgende Verfahrensweise vor: Nach einer Registrierung tritt der Einsprecher seine Urhebernutzungsrechte bezüglich der Kommentare an DIN ab. Die Erklärung hierzu kann über das Norm-Entwurfs-Portal abgerufen werden und muss beim DIN unterschrieben in Papierform vorliegen. Nach Eingang des unterschriebenen Formulars bei DIN erhält der Einsprecher eine Bestätigungsmail für die Freischaltung mit der Möglichkeit, Stellungnahmen online abzugeben.

Ein wesentlicher Nachteil dieser kostenfreien Teilnahme am Einspruchsverfahren ist das Fehlen des Zugangs zur englischsprachigen Originalversion des Normenentwurfs, da nur mit ihr inhaltliche Fehler der englischsprachigen Originalversion von Übersetzungsfehlern in der deutschen Version unterschieden werden können. Das die deutschsprachige Übersetzung nicht durchgängig gelungen ist, zeigt sich an Begriffen wie „gegensätzliche geologische Schichtenfolge“, mit der eine Wechsel folge beschrieben wird oder „Technik mit direkter Ausdehnung“ für die sogenannte Direktverdampfung.

Wer sich also berufen fühlt, sich fachlich und inhaltlich in die DIN EN 17522 einzubringen, sollte sich beeilen, da die Einspruchsfrist bereits am 22. Juli 2020 endet. Ein nachträgliches Kritisieren der Norm, ohne vorab die Möglichkeit des Einspruchsverfahrens genutzt zu haben, wird schwer zu vertreten sein. 

 

Kontakt

Dr. Sven Rumohr, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
sven.rumohr@hlnug.hessen.de


Ingo Schäfer, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen
ingo.schaefer@gd.nrw.de