Erfolgreiche zweite Bohrung bei Geothermieprojekt in Hamburg
Bei erfolgreichem Fördertest soll später über die zweite Bohrung auch das Thermalwasser gefordert und in einem geschlossenen Kreislauf über die bereits erfolgte erste abgelenkte Bohrung (Injektionsbohrung) wieder in das Reservoir zurückgeleitet werden. Generell ist in einer Tiefe von 1.300 m mit einer Thermalwasser-Temperatur in einer Bandbreite von 45 bis 50 °C zu rechnen. Für jede Lokation muss jedoch die spezifische Temperatur bestimmt werden, die zusammen mit weiteren Parametern wie der Förderrate das Ökowärmekonzept ausmacht. Das Projektteam arbeitet zurzeit an verschiedenen technischen Lösungen, die auch den Einsatz von Wärmepumpen berücksichtigen. Die Unternehmen sind optimistisch, im Herbst dieses Jahres abschließende Ergebnisse zu präsentieren.
Begleitendes Forschungsprogramm und Förderung
Die Bohrungen wurden durch ein umfangreiches wissenschaftliches Forschungsprogramm von mesoTherm begleitet, um Erkenntnisse über das geothermische Potenzial im norddeutschen Becken zu gewinnen. Dafür wurden vor allem mehrere Meter lange Gesteinsproben in unterschiedlichen Gesteinsschichten entnommen. Diese haben auch gezeigt, dass in Sandsteinschichten in über 3.000 m Tiefe keine ausreichenden Thermalwasservorkommen zur geothermischen Nutzung zu erwarten sind. Die Sandsteinschicht in 1.300 m Tiefe hat sich am Wilhelmsburger Standort als besonders mächtig erwiesen. Sie wurde daher anhand von Bohrkernen und hydraulischen Tests erstmalig auf ihr geothermisches Potenzial untersucht. Inga Moeck, Professorin für Geothermie an der Georg-August-Universitat Göttingen und Leiterin der Geothermieabteilung am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik leitet das wissenschaftliche Begleitprogramm: „Auch im 21. Jahrhundert sind noch echte Entdeckungen möglich. So haben wir durch die Bohrung eine neu entdeckte Sandsteinschicht erforscht, die vor 45 Mio. Jahren gebildet wurde und heute sehr gute Eigenschaften für eine geothermische Nutzung zeigt. Mit dem Thermalwasser aus dieser Schicht wollen wir möglichst viele Menschen mit erneuerbarer Wärme versorgen.“
Das Verbundvorhaben mesoTherm wird federführend von der Georg-August-Universität Göttingen, Geowissenschaftliches Zentrum, zusammen mit der Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN) und dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) als assoziiertem Partner durchgeführt und hat das zentrale Ziel, zum Erkenntnisgewinn über die geothermischen Reservoire in Norddeutschland und ihrer möglichen energetischen Nutzung beizutragen.
Das Hamburger Geothermieprojekt ist Teil des Reallabors IW3 – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg, dass eine nahezu CO₂-freie Wärmeversorgung von Wilhelmsburger Wohnquartieren anstrebt. Als „Reallabor der Energiewende“, fordert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Vorhaben mit insgesamt rund 22,5 Mio. Euro, um die Forschung und Entwicklung im Bereich zukunftsweisender Energietechnologien zu unterstutzen. Insbesondere das Fündigkeitsrisiko in der Geothermie gilt.
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