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Die Geschäftsführung des DVGW informierte auf der Pressekonferenz zur gat | wat 2023 in Köln über künftige Wege der Energie- und Wasserversorgung.
21. September 2023

gat | wat 2023: Wärmewende und weitere Anpassungen an den Klimawandel

„Die Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Deutschen Bundestag ist ein starkes Signal für klimaneutrales Heizen in unserem Land. Es ist gut und wichtig, dass die Relevanz von Wasserstoff und Biomethan nun auch im Gesetzestext gestärkt wird. Die Abstimmung im Parlament wird aber nicht das Ende aller Diskussionen zum Heizen sein. Insbesondere bei der Umsetzung richten sich alle Blicke auf die kommunale Wärmeplanung. Die Bedürfnisse der Nutzer und Verbraucher müssen im Mittelpunkt stehen. Denn die Frage, wie Deutschland in Zukunft heizt, wird konkret vor Ort und nicht in Berlin entschieden“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) auf der Pressekonferenz der gat | wat. Die Leitveranstaltung der Energie- und Wasserwirtschaft fand inklusive Fachausstellung am 6. und 7. September in Köln statt. Ein Schwerpunkt: Wasserstoff und klimaneutrale Gase sollen zukünftig ebenso wie strombasierte Lösungen im Gebäudesektor eingesetzt werden. Dass dies gesetzlich verankert wird, versetze Deutschland unter dem Aspekt der Technologieoffenheit in die Lage, im eigenen Land eine Vielzahl an Möglichkeiten der CO2-Reduzierung auszuschöpfen, so die Beurteilung des DVGW.

 

Kommunale Wärmeplanung und Fernwärme

Positiv hervorzuheben sei laut DVGW, dass insbesondere die kommunale Wärmeplanung nun eine angemessene Berücksichtigung im GEG finde. Zentrale Aspekte, die der Verband in den vergangenen Monaten mit Versorgungsunternehmen im Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) erarbeitet hat und die nun in die Gesetzgebung eingeflossen sind, runden das deutschlandweite zusammenhängende Zielbild für eine klimaneutrale Gasversorgung ab. Der GTP sei das zentrale Planungstool für den Einsatz von Wasserstoff – und hier insbesondere im Wärmemarkt – und soll dessen Nutzung über die Gasverteilnetze für gewerbliche Kunden, Industrie und Verbraucher möglich machen. Auch in der Fernwärmeversorgung würden Wasserstoff und klimaneutrale Gase eine wichtige Rolle spielen. Basierend auf der Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) seien die neuen Grünen Gase nicht nur Wärmelieferant, sondern der ideale Partner im erneuerbaren Stromnetz der Zukunft.

 

Infrastruktur und Wasserstoff-Kernnetz

Ebenfalls begrüßt der DVGW, dass die Bundesregierung in einer Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes einen gesetzlichen Rahmen für die schnelle Genehmigung und den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes vorgelegt hat. Das Backbone-Netz müsse allen Regionen in Deutschland den Zugang zu klimaneutralem Wasserstoff ermöglichen, da sonst eine Abwanderung ganzer Wirtschaftszweige drohe, insbesondere im Bereich des Mittelstands. In einem zweiten Schritt brauche es daher auch eine Transformationsregulierung für Gasverteilnetze. Denn ohne eine umfassende Umstellung der bestehenden Gasverteilinfrastruktur könnten die Anschlüsse von 1,8 Mio. Industrie- und Gewerbekunden nicht zur Klimaneutralität transformiert werden. Insofern sei es erfreulich, dass die große Bedeutung der Gasverteilinfrastruktur im Gebäudeenergiegesetz und im Wärmeplanungsgesetz bereits berücksichtigt sei. Das Energiewirtschaftsgesetz müsse dem nun Rechnung tragen, indem es einen adäquaten Rechtsrahmen schaffe.

 

Wasserversorgung zwischen Klimawandel und Klimaschutz

Die Wasserversorgungswirtschaft richtet sich im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Klimawandel neu aus. Ihr Ziel ist, Anlagen und Infrastrukturen bis 2045 klimaneutral zu stellen, um die Klimaschutzziele Deutschlands zu erreichen. „Auch wenn der Anteil der Wasser- und Abwasserwirtshaft an den emissionsrelevanten Energieverbräuche aller Produktionsbereiche in Deutschland nur ein halbes Prozent beträgt, sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und bestrebt, diesen Anteil weiter zu senken“, betont Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser des DVGW. Hierzu müssten aber stärker als bisher Verschmutzungen an der Quelle vermieden werden. „Das Vorsorge- und Verursacherprinzip gibt bereits den rechtlichen Rahmen vor, dass Schadeinträge in die Wasserressourcen zu minimieren sind – es muss aber auch konsequent angewandt werden“, mahnte Wolf Merkel. Gleiches gelte für die Stärkung der Resilienz sowie Anpassungen an den Klimawandel. Die Herstellung notwendiger überregionaler Verbindungen von Wasserversorgungssystemen über Fernwasserleitungen müsse politisch unterstützt und wirtschaftlich gefördert werden. Die vom DVGW aufgestellte Roadmap 2030 will Betreiber von Wasserinfrastrukturen ebenso wie Behörden in die Lage versetzen, die Voraussetzungen für das Anschieben der Klimawandelanpassungen zu schaffen.

 

Weitere Informationen

www.dvgw.de