iro 2020: Energiegeladen in die Zukunft
Für Prof. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V., Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, ist das Motto des 34. Forums angesichts der Energiewende nur konsequent: „Die derzeitigen Veränderungen in der Energiewelt sind rasant. Uns ist wichtig, neue Aufgaben und Herausforderungen, die sich daraus auch für den Rohrleitungsbau ergeben, aufzugreifen und zu diskutieren.“ Erstmals wird daher das Thema Kabelleitungsbau, das außer dem Breitbandausbau vor allem auch die geplanten Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland berücksichtigt, in den Mittelpunkt der Veranstaltung gestellt.
Doch nicht nur die Frage, wie der aus Windkraft an den Küsten gewonnene Strom über weite Strecken in die Ballungs- und Industriezentren in Deutschland transportiert wird, ist Bestandteil der insgesamt fünf Vortragsreihen. Neben den Themenbereichen Rohrwerkstoffe, Verlegeverfahren und Digitalisierung widmet sich eine weitere Vortragsreihe dem Energieträger Wasserstoff. „Das zeigt, welche Bedeutung wir der Wasserstofftechnologie in Verbindung mit der klassischen Erdgasversorgung beimessen. An einem Ausbau der Gasnetze wird kein Weg vorbeiführen“, betont Wegener.
Schlüsselenergieträger Wasserstoff
Regenerativ erzeugter Wasserstoff gilt als Schlüsselenergieträger, um die Klimaziele zu erreichen. Denn die durch Sonnenund Windkraft gewonnene Energie unterliegt starken Schwankungen, die eine Speicherlösung erforderlich machen, um eine zuverlässige Energieversorgung z. B. auch in windstillen Dunkelzeiten sicherzustellen. Derzeit beschäftigen sich zahlreiche Studien und Projekte mit der Nutzung von Wasserstoff: Ab 2020 wird der Energiepark Bad Lauchstädt als Reallabor die Herstellung per Großelektrolyse, den Transport durch umgewidmete Erdgaspipelines und den wirtschaftlichen Einsatz im industriellen Maßstab erproben. Für die Zwischenspeicherung soll dabei eine unterirdische Salzkaverne dienen. Weltweit wäre das die erste Kaverne, die mithilfe von erneuerbarem Strom gewonnenen Wasserstoff einspeichert.
Auch mit Blick auf den Verkehrssektor ist Wasserstoff ein Hoffnungsträger. Bereits seit September 2018 sind im Elbe- Weser-Netz in Niedersachsen zwei Wasserstoffzüge im regelmäßigen Fahrgasteinsatz; auch in Hessen sollen bald „Coradia iLint“-Züge in Betrieb gehen. Im Gegensatz zu Dieselzügen fahren diese emissionsfrei, denn Brennstoffzellen an Bord erzeugen durch die Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft die für den Antrieb erforderliche elektrische Energie. Beim Oldenburger Rohrleitungsforum erhalten Teilnehmer Einblicke in aktuelle Studien zur Zukunft der Gasinfrastruktur mit Wasserstoff und werden mit Strategien zur Wasserstoffeinspeisung in das Erdgasnetz sowie mit Voraussetzungen und Sicherheitsfragen bei Wasserstoff in Hochdruckleitungen konfrontiert.
Wissenschaft und Praxis
Die Tagung mit Fachausstellung versteht sich als Plattform für Information und Kommunikation und bietet den Besuchern ausreichend Möglichkeiten zu Diskussionen über neue Trends und aktuelle Projekte. Den Auftakt für die Veranstaltung bildet wie schon in den Vorjahren eine feierliche Eröffnung im Sitzungssaal des ehemaligen Landtags am 12. Februar. Mit seinem Impulsvortrag „Zusammenspiel von innovativer Hochschule und regionaler Entwicklung“ will der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, dabei für einen fruchtbaren Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft werben – und könnte damit wohl kaum treffender auf die Veranstaltung einstimmen: Schließlich bilden aktuelle Forschungsergebnisse, Innovationen und Erfahrungen aus der Praxis die Grundlage für die Fachreferate.
Diskussion im Café und Abendveranstaltung
„Der Widerstand wächst – kann man überhaupt noch Leitungen bauen?“ – unter dieser provokanten Fragestellung startet die „Diskussion im Café“ am Veranstaltungsdonnerstag. Angesichts der vehementen Proteste, die die derzeitigen Planungen zu den Stromtrassen begleiten, die aber auch bei anderen Projekten wie z. B. Stuttgart 21 laut geworden sind, können Teilnehmer erörtern, ob eine zeitnahe und budgetkonforme Realisierung von Bauvorhaben heutzutage noch möglich ist. Ein weiterer Höhepunkt des Forums wird zudem der traditionelle „Ollnburger Gröönkohlabend“ in der Weser-Ems-Halle am Donnerstag sein.
Künftige Aufgaben und Herausforderungen im Blick
Das breit gefächerte Veranstaltungsprogramm mit seinen aktuellen Themen zeigt, dass das Oldenburger Rohrleitungsforum den Blick fest auf künftige Aufgaben und Herausforderungen der Branche richtet. Damit unterstreicht es auch den Anspruch des vor zwei Jahren ins Leben gerufenen Strategieprozesses, der das Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V. (iro) unter der Bezeichnung „iro 2030“ zukunftsfähig machen will. Mit besonderer Fokussierung auf die Themenfelder „Technologien der Zukunft“, „Sozialer Wandel“, „Strukturwandel“ und „Änderung der Marktstruktur“ sollen dabei die sich verändernden Bedingungen im Rohrleitungsbau berücksichtigt werden. Mit der Schwerpunktsetzung auf Kabelleitungen und Wasserstoff können sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des beliebten Branchentreffs den wichtigen Zukunftsthemen der Branche stellen, die sich aus der Energiewende ergeben.
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