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25. Juli 2013

Nachbericht: Landesfachtagung Brunnenbau in Schleswig-Holstein

Die Landesinnung des Brunnenbauer-Handwerks in Schleswig-Holstein setzte bei ihrer diesjährigen Landesfachtagung einen neuen Ansatz um. „Theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen. Das ist das Ziel dieser Landesfachtagung“, erklärte Hans-Joachim Berg aus Fahrenkrug als Obermeister der Landesinnung die Intention, warum im Vordergrund der Veranstaltung praktische Vorstellungen an vier ganz konkreten Baustellen standen. Visualisieren vom Stand der Technik auf den Baustellen sollte den Anwesenden schon bei Augenscheinnahme den Unterschied zwischen guter und schlechter Praxis ermöglichen.

Auf dem Betriebsgelände der Brunnenbauer Tim und Nils von Aspern, ein seit 80 Jahren in Nortorf bei Neumünster beheimatetes Familienunternehmen, das über modernste Technik wie Wärmepumpen mit Erdsonden verfügt, die bis in eine Tiefe von 150 Metern ins Erdreich vordringen können, wurde die Präsentation abgehalten. Da Behörden wie Landesämter, Kommunen oder Wirtschaftsministerien sehr oft mit Zertifizierungen und Vorschriften befasst sind, sollten gerade mit ihren Vertretern der Dialog geführt werden, um ein besseres Verständnis für Probleme und Schwierigkeiten bei der täglichen Arbeit „unter Tage“ zu entwickeln.

95 Interessierte aus dem Handwerk, darunter auch der Nortorfer Bürgermeister Horst Krebs und Vertreter des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume sowie aus dem Kieler Umweltministerium sowie Behördenvertreter verschafften sich einen Eindruck vor Ort. Ihnen wurde gezeigt, wie Arbeiten der vier verschiedenen Themenschwerpunkte Geothermiebohrungen, Brunnenbohrungen, Bohrung für alle Zwecke sowie Anbindungsarbeiten, Sondenverlängerung, Schweißen usw. fachlich richtig vorgenommen werden sollten. Dazu hatten die Experten um Obermeister Berg Stationen aufgebaut, an denen Offensichtliches und Verstecktes demonstriert wurde und an dem die Gute Praxis nach dem Stand der Technik gezeigt werden konnte. An einer Station wurden demgegenüber ganz bewusst Fehler (falsches Material, Geräte und Techniken) präsentiert, ehe die Auflösung und damit die fehlerfreie Anwendung vorgestellt wurde.

Bereits in seiner Begrüßungsansprache hatte Hans-Joachim Berg darauf hingewiesen, dass die zertifizierten Meisterfachbetriebe sich als Partner und Ansprechpersonen bei allen anfallenden Bauvorhaben für die jeweils zuständigen Fachbehörden verstehen. „Ich sehe uns als Bindeglied zwischen den Behörden und den Auftraggebern in Bezug auf eine fachlich qualifizierte Ausführung bei allen anstehenden Fragen“, sagte Berg, der mit diesem Dialogangebot offensichtlich ins Schwarze getroffen hatte, wie die große Teilnehmerzahl deutliche machte.

Das Interesse am Brunnenbau in Schleswig-Holstein ist kontinuierlich gewachsen. Wobei die Bezeichnung Brunnenbauer so manchen Unbedarften auf die falsche Fährte lockt, denn der klassische Bau eines Hausbrunnens wird so gut wie überhaupt nicht mehr vorgenommen. Dafür ist es ein stark technisierte Branche mit schwerem Gerät und vor allem der Verantwortung für eines der kostbarsten Güter, die die Menschheit hat: das Trinkwasser.

Nach Aussage des Innungs-Obermeisters Berg ist die wirtschaftliche Lage der 17 Brunnenbauerbetriebe im Land gut. Sie sorgen für rund 150 Arbeitsplätze und bilden derzeit etwa zehn Lehrlinge aus.

Die Theorie kam für die Fachleute aber in Nortorf auch nicht zu kurz. Die Vorträge waren am Anforderungsprofil des Qualitätssiegels nach DVGW-W 120 orientiert: Diplom-Geologin Claudia Thomsen vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) stellte beispielsweise die Frage „Leitfaden für oberflächennahe Geothermie 2011 etabliert – Was folgt jetzt?“ Dipl.-Ing (FH) Daniel Frese von der Celler Firma tegeo Tegtmeyer Geophysik beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Qualitätskontrollen im Brunnenbau mittels geophysikalischer Bohrlochmessungen.

Der Dialog aufbauend auf den Fachtagungen der letzten Jahre konnte vertieft werden und wartet jetzt auf seine Fortführung im Berufsalltag.